Im Interview: Wie actoVent die Digitalisierung von Frischluft gelungen ist

Das Startup-Unternehmen actoVent hat sich zum Ziel gesetzt dazu beizutragen, dass überall dort, wo raumlufttechnische Anlagen (RLT) oder Absauganlagen im Einsatz sind, Menschen saubere Luft einatmen und belastete Luft nicht in die Umwelt gelangt.

Kern des innovativen Geschäftsmodells ist es, sich vom Vertrieb des reinen Einzelproduktes wegzubewegen, und mit “Frischluft as a Service” eine einfache sowie ganzheitliche Lösung für Kunden auf den Markt zu bringen.

Gemeinsam mit SAP als Technologie- und Digitalisierungspartner ist es nun gelungen, den “Frischluftmanager”, eine digitale Plattform, zu implementieren, die dafür sorgt, dass alle Prozesse rund um die Beschaffung von frischer Luft optimiert, visualisiert und automatisiert werden.

Im gemeinsamen Interview mit dem Office des CTO der SAP Deutschland, erklären die beiden actoVent-Geschäftsführer, Jörg und Franz Penka, wie ihnen die Transformation ihres Geschäftsmodells gelungen ist.

 

„Die Frischluftmanager sind da!“ Franz und Jörg Penka, schön, dass ihr da seid. Was dürfen wir uns unter diesem Slogan vorstellen?

 Wir wollen das Thema „saubere Luft“ ganzheitlich betrachten und weg vom reinen Einzelprodukt oder der Dienstleistung auf dem Lüftungsmarkt eine ganzheitliche Lösung für den Kunden entwickeln. Mit Hilfe der fortschreitenden Digitalisierung haben wir heute die Möglichkeit, unseren Kunden „Frischluft as a Service“, sprich „saubere Luft“ automatisiert, optimiert und visualisiert anzubieten.

Der “Frischluftmanager” stellt hierbei unsere digitale Plattform dar. Sie bündelt unterschiedliche Partner und bietet unseren Kunden eine ganzheitliche Lösung, die sich ihren Bedürfnissen nach sauberer Luft anpasst.

 

Das klingt sehr spannend. Wir alle lieben sie. Frische Luft. In Anbetracht der aktuellen pandemischen Lage ist uns das so bewusst wie nie zuvor. Wer gehört denn eigentlich zu euren Endabnehmern?

All jene, bei denen lüftungstechnische Anlagen oder Absauganlagen im Einsatz oder in der Planung sind, also alle aktuellen und zukünftigen Anlagenbesitzer. Vom Autohaus über das Bürogebäude bis hin zu Hotels, Supermärkten, Krankenhäusern oder Industriehallen sowie natürlich auch Schulen, Museen oder Mehrzweckhallen. Wir können jedem helfen, der Bedarf an sauberer Luft in seinen Gebäuden hat.

Verbraucher profitieren quasi von unserer Dienstleistung, indem sie das Endprodukt, sprich die saubere Luft im Büro zu sich nehmen oder im Supermarkt sehen, welche Luftqualität gerade vorhanden ist.

Frische Luft als Serviceleistung! Wenn ich frische Luft will, kann ich dann nicht auch einfach das Fenster öffnen oder eine Runde spazieren gehen? 

Saubere Luft ist heute leider kein Lebensmittel mehr, das wir umsonst aus der Natur bekommen. Über 7 Millionen Menschen sterben heutzutage jährlich an den Folgen von Luftverschmutzung. Nicht erst die Corona-Situation hat die Menschen für das Thema saubere Luft sensibilisiert oder dafür, was in der Luft enthalten ist. Durch das Öffnen eines Fensters kann zwar der CO2-Gehalt in der Luft reduziert werden, gleichzeitig können aber mit der neuen Luft weitere Partikel in den Raum gelangen, die ungesund sind.

Jeder Allergiker wird sofort verstehen, wovon wir reden. Zudem lassen sich in den meisten Gebäuden, die wir bedienen, die Fenster nicht einfach mal so öffnen, wie bspw. in Hotels, Supermärkten oder Krankenhäusern.

 

Ihr hattet es bereits kurz angerissen. Der “Frischluftmanager” fungiert als digitale Serviceplattform für Filter. Wie funktioniert das konkret, was kann der Frischluftmanager noch?

Mit dem “Frischluftmanager” bringen wir die unterschiedlichen Partner auf dem Lüftungsmarkt zusammen und schaffen so ein ganzheitliches Angebot für unsere Kunden. Von Filterlieferanten hin zu Wartungsfirmen oder Anbietern von IoT-Systemen. Dadurch können wir für jede Anlage herstellerneutral die optimalen Filter anbieten und den Bestellprozess sowie die Logistik anlagengetreu automatisieren. Darüber hinaus haben wir starke Partner, die mit bezahlbaren, digitalen Messmethoden die Wartungsintervalle optimieren und die Luftqualität visualisieren können. Erst wenn der Kunde sieht, welche Raumluftqualität er hat, kann er auch aktiv Einfluss darauf nehmen. Mit Hilfe von entsprechenden Scores oder Ampelsystemen können wir das Thema saubere Luft einfach und erklärbar für jeden machen.

Innovativ, jung, agil, disruptiv – das verstehe ich unter Startup-Kultur. Als Technologiepartner habt ihr euch für Europas größten Softwarekonzern SAP entschieden. Ein Widerspruch?

Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Mit SAP Business One® haben wir bei unserer Schwesterfirma, der penka GmbH Luft-Klimatechnik, bereits ein funktionierendes ERP-System von SAP im Einsatz. Wie von dir erwähnt, haben wir die klare Vision, unsere Lösung für saubere Luft am Markt anzubieten. Da wir zudem gerne pragmatisch und mit Weitsicht an unsere Aufgaben gehen, profitieren wir bei SAP von einem funktionierenden System. Wir gehen davon aus, dass SAP auch in den nächsten beiden Dekaden regelmäßige Updates und Weiterentwicklungen zur Verfügung stellen wird.

Das breite Netzwerk der SAP an Business-Partnern verringert zudem auch unsere Abhängigkeit von Einzelpersonen und liefert uns einen gewissen Handlungsspielraum. Als „Startup“ versuchen wir aus wenigen Ressourcen viel Ertrag zu generieren. Die Zusammenarbeit mit dem Office des CTO der SAP Deutschland war unkompliziert, flexibel und zu 100 % digital. Darüber hinaus hat es noch sehr viel Spaß gemacht, das Thema mit SAP voranzutreiben!

Das freut uns sehr ! Nachhaltigkeit, ein Thema, das auch bei uns ganz oben auf der Agenda steht. Was genau macht euer Geschäftsmodell nachhaltig? Wieso war es das in seiner vorherigen, analogen Form noch nicht? 

Wir sind der Meinung, dass saubere Luft auch sauber produziert werden sollte. Hier haben wir drei Ansatzpunkte: Filter, Wartung und natürlich die Luftqualität.

Heute werden viele Filter nach dem Preis eingekauft. Die Anlagenbesitzer sind sich oftmals nicht bewusst, dass der Filterpreis nur rund 15 % der Totalkosten eines Filterlebens ausmacht. Über 70 % fallen für die Energiekosten des Filters an. Das ist leider kein Thema, das ein Einkäufer notwendigerweise auf seiner Zielagenda findet. Es ist schwierig, das Thema Nachhaltigkeit im aktuellen Supply-Chain-Prozess zu positionieren. Darüber hinaus wird der Großteil der Filterwechsel nach fixen Wechselintervallen durchgeführt. Mit dem Frischluftmanager können wir unseren Kunden jene Filter anbieten, die deren Energiebedarf optimieren sowie eine Totalkostenanalyse erstellen. Mit bezahlbaren Messsystemen können wir die Filter beobachten und dann den Wechsel beauftragen, wenn er tatsächlich notwendig ist. Wir helfen, das Optimum an Energiebedarf, Preis, Qualität und Wechselzeitpunkt zu erreichen und dabei die gewünschten sowie geforderten Luftqualitäten zu erreichen.

 

Ich danke euch vielmals für die spannenden Einblicke, eure Zeit und die grandiose Zusammenarbeit. Zum Abschluss eine letzte Frage: Was sind eure Pläne für die unternehmerische Zukunft? Was steht als nächstes an?

Das Bewusstsein, neben der Ernährung oder dem persönlichen Fitnesslevel auch darauf zu achten, welche Luftqualität man zu sich nimmt, ist für den Massenmarkt gerade erst am Entstehen. Apple hat erst kürzlich die Luftqualitätswerte (ePM) in seiner WetterApp aufgenommen. Amazon verkauft seit neuestem Luftqualitätsmessgeräte für Privatkunden, die nebst CO2- auch PM2- oder VOC-Werte anzeigen. Mit dem steigenden Bewusstsein und der fortschreitenden Digitalisierung werden wir in den kommenden Monaten die Möglichkeiten nutzen, den Frischluftmanager stetig weiterzuentwickeln, um unserer Vision, DIE Lösung für saubere Luft zu sein, ein Stückchen näher zu kommen.